Fünf Jahre Aladin & Frieda: Wahrscheinlich letzte Geburtstagsparty mit Bier-Tasting und Tanz


Am 10. November 2018 öffnete das Aladin & Frieda seine Pforten. Mit viel Engagement und Freude betreiben die Mitglieder des Vereins fair in die Zukunft seitdem das Begegnungsrestaurant, vier Jahre mit Sonja Rajsp-Lauer als Leiterin, und seit Januar 2023 mit Arta Jakupi. An die 50 Geflüchtete gingen in diesen fünf Jahren ein und aus, lernten, arbeiteten und bildeten sich in Gastronomiewissen weiter, aber auch in ganz allgemeinem „Deutschland-Wissen“ und der deutschen Sprache.

Den Geburtstag feierte man standesgemäß mit einem Bier-Tasting, das Kurt Niklas souverän moderierte. Kurt Niklas ist ebenfalls Mitglied des Vereins fair in die Zukunft, er arbeitete 35 Jahre bei der Hirsch-Brauerei, zuletzt als Vertriebsleiter, und er wusste viel Interessantes über Bier zu erzählen.

Wissenswertes über Bier

Das Herstellungsverfahren beinhaltet als Rohstoffe nur Wasser, Gerstenmalz und Hopfen und wurde erstmals von Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert erwähnt, Holledau. Hefe wurde erst 1551 entdeckt und bekannt.

Doch schon 6000 Jahre vor Christus vergärten die Sumerer, ältestes Kulturvolk zwischen Euphrat und Tigris, einen Brotbrei, was ebenfalls etwas bierähnliches ergeben haben müsste.

Nachfolgende bierbrauende Kulturen im alten Babylonien, Ägypten und die keltischen und germanischen Völker entwickelten das Getränk weiter. Sie nutzten keine Hefe und keinen Hopfen, sondern andere Zutaten wie Honig, Datteln, Früchte, Mohn. In Deutschland lernten die Germanen ab 800 v. Chr. das Brauen und Backen. Im 11./12 Jahrhundert erkämpften sich die Bürger gegen die Obrigkeit das Recht, weiter Bier zu brauen. In dieser Zeit kamen die Klöster auf, die ebenfalls für Ihren Bedarf Bier brauten. Andechser, Alpirsbacher, alle Münchner Brauereien brauten auch in der Zeit des 30 jährigen Krieges von 1618 bis 1648. Wo Pest und Cholera das Wasser verunreinigten, war Bier die einzige genießbare Flüssigkeit, in dieser Zeit war weltweit jeder Dritte mit der Herstellung von Bier beschäftigt. Brot und Bier gehörten lange zu den Grundnahrungsmitteln.

Geschmackswelt des Bieres

„Zuerst von außen mit der Nase, dann über den Rachenraum erreichen die Aromen der Nahrung den Riechkolben mit den Riechzellen mit Rezeptoren,“ erklärte Kurt Niklas. Der Mensch habe zirka 25 Millionen Riechzellen. „Danach über die Zunge rollen lassen und eine Weile im Mund behalten!“ So verkosteten die Gäste fünf verschiedene Hirsch Biere, vom leichten Weizen bis zum kräftig-dunklen Weihnachtsbier 2023, das „hervorragend schmeckt“, waren sich alle einig.

Fünf Jahre – wahrscheinlich der letzte Geburtstag

Nach dem Bier-Tasting führte Sonja Rajsp-Lauer, Vorstandsvorsitzende des Vereins fair in die Zukunft, per Fotoshow durch die vergangenen fünf Jahre. Viele Events, Partys, Themenabende habe man veranstaltet. Ein biblischer Abend und Comedy, Konzerte von einheimischen und von weither angereisten Bands. Ein Maibaum, der sich bis zum Novemberbaum entwickelt hatte und viele viele weitere Erinnerungen teilte sie.

Und das Wichtigste: die Menschen. Die vielen Geflüchteten und auch Einheimische, Menschen mit Behinderung und Wiedereinsteiger:innen – an die 50 fanden in den letzten Jahren im Aladin & Frieda einen Ankerpunkt in ihrem Leben. „Die jungen Männer, die immer an der Bushaltestelle sitzen – die  stehen jetzt im Aladin & Frieda in der Küche und schaffen was“, erzählte Sonja Rajsp-Lauer. „Das ist direkte Integration vor Ort. Es sind nicht mehr einfach junge Männer, die rumhängen, sondern sie haben Namen. Sie heißen Precious, Jeffrey und Emmanuel, und sie haben Schicksale. Sie wollen in Lauterbach ankommen, sich ein Leben aufbauen, und das Aladin & Frieda gibt Ihnen die Möglichkeit, das besser hinzubekommen.“

Leider kostet diese Integrationsarbeit viel Geld. Die Materialkosten und vor allem Personalkosten sind viel höher als bei einem normalen Restaurant, und über die Wintermonate trägt sich das Restaurant nicht. „Im Sommer sind die Umsätze super, aber im Winter nicht. Die Reserven des Vereins sind aufgebraucht. Deshalb, wenn nicht noch eine Förderung von irgendwoher kommt, werden wir das Restaurant zum Ende des Jahres schließen“, bedauert Sonja Rajsp-Lauer. Alle, die noch Gutscheine haben, sollten diese gerne in den nächsten Wochen noch einlösen. Der derzeitige Plan sei, dass am 22. Dezember das Aladin & Frieda zum letzten Mal geöffnet ist. „Unter dem Motto Aufessen, Austrinken, Abfeiern werden wir es nochmal so richtig krachen lassen, und wir wollen alle Flaschen und Fässer leermachen!“